Herausforderungen der deutschen Religionspolitik aus Sicht des Humanistischen Verbandes Deutschlands.
Ein Beitrag mit diesem Titel ist Teil des vor kurzem im Verlag Herder erschienenen Buchs Religion, Konfessionslosigkeit und Atheismus. Autor ist Michael Bauer, Vorstand des HVD Bayern und Co-Autor des Berichts Gläserne Wände zur Benachteiligung nichtreligiöser Menschen in Deutschland.
Bauer skizziert in dem Beitrag zunächst, aus welchen Richtungen bzw. aufgrund welcher Kräfte die bisherige deutsche Religionspolitik unter Druck geraten ist und legt dar, in welchen Bereichen aus humanistischer Perspektive der dringendste Reform- und Erneuerungsbedarf beim Verhältnis zwischen Staat, Religionen und Weltanschauungen entstanden ist. „Im traditionellen Rahmen der Religionspolitik konvergieren diese Kräfte in ihrem Ergebnis nicht selten in einer Öffnung bzw. Erweiterung des bisherigen Beziehungssystems, das jedoch gewöhnlich selbst nicht in Frage gestellt wird“, stellt er einleitend fest und betont, dass einer Änderung des politischen Umgangs mit diesen Themen mittlerweile größte Aufmerksamkeit eingeräumt werden müsste. Bauer plädiert dabei für eine moderne weltanschauliche Ordnungspolitik, im Rahmen derer sich die weltanschauliche Pluralität der Bundesrepublik auf zeitgemäße Weise ausdrücken kann und die die bestehenden Benachteiligungen konfessionsfreier und nichtreligiöser Menschen beendet.
Seine Darstellungen kann er aufgrund einer mehr als 15-jährigen Tätigkeit als Geschäftsführer bzw. Vorstand in einem der größten Landesverbände des Humanistischen Verbandes Deutschlands auf ein besonders breites sowie hervorragend fundiertes Spektrum an Erfahrungen und Perspektiven stützen, das wohl nur wenigen Personen in der Bundesrepublik für diesen Themenbereich zur Verfügung steht.
Als einen wichtigen Schritt bei der Umsetzung einer zeitgemäßen weltanschaulichen Ordnungspolitik beschreibt Michael Bauer im Beitrag die tatsächliche Verwirklichung der eigentlich vom Grundgesetz vorgesehenen Haltung im Sinne kooperativer Laizität seitens des Staates bzw. staatlicher Institutionen.
Er räumt ein, dass dabei Widerstände zu erwarten seien. Doch er unterstreicht zugleich: „Die politischen Kosten einer solchen Neujustierung des religionspolitischen Feldes erscheinen aber verschwindend gering gegenüber den Chancen, die eine echte Gleichbehandlung der Religionen und Weltanschauungen gerade für die kommende Integrationsgesellschaft bietet. Die vorhandene Pluralität in die Kooperation von Staat und Bürgergesellschaft einzubeziehen und fruchtbar zu machen, würden zudem unseren kulturellen Reichtum nicht nur zum Ausdruck bringen, sondern unter dem Strich sogar erhöhen“, schließt Michael Bauer.
Über das Buch
Mehr als ein Drittel der Deutschen ist konfessionsfrei – Tendenz steigend. Während das Bemühen um eine interreligiöse Verständigung groß ist, findet ein Dialog zwischen Religiösen und Nichtreligiösen nur selten statt. Der im Auftrag der Eugen-Biser-Stiftung entstandene Band Religion, Konfessionslosigkeit & Atheismus, herausgegeben von dem Philosophen Martin Thurner und der Philosophin Katja Thörner, stellt kontroverse Positionen zu Themen wie Religionspolitik, Sterbehilfe und Theodizee aus christlicher und areligiöser Perspektive dar und setzt sie zueinander in Beziehung. Zu den Autoren der im Buch enthaltenen 15 Beiträge gehören neben den Herausgebern und Michael Bauer u.a. der Religionssoziologe Gert Pickel, der Philosoph Franz Josef Wetz und der Philosoph Dieter Birnbacher. Hier kann das als gebundene Ausgabe zum Preis von 24,99 Euro erhältliche Buch bestellt werden: www.herder.de